Ergebnisse der Schattenrechnung

Im Rahmen des Projektes SynergieQuartier Walldorf wird untersucht, ob Prosumer-Haushalte ihr Verhalten an flexiblen Stromtarifen orientieren und wenn ja, welchen Effekte dies für den Kunden verspricht.

Hierzu wurde den Projektteilnehmern über mehrere Monate  dynamische Tarife angeboten. Um die Reaktion der Kunden auf diese Tarife und den dadurch erreichten Vorteil zu bemessen, wurde mehrere Monate lang der Stromverbrauch der Feldtestteilnehmenden nach einen dynamischen Tarif abgerechnet. Dieser Tarif wurde in Form einer Schattenrechnung parallel zu ihrem eigentlichen Tarif bei den Stadtwerken Walldorf zusammen mit einer Best-Case Abrechnung geführt, sodass die Teilnehmenden kein Risiko eingingen. Inzwischen kann diesbezüglich eine erste Bilanz gezogen werden:

  1. Wenn Haushalte ihr Verhalten nicht an die Preise anpassen, haben sie gegenüber statischen Preisen einen Nachteil, auch wenn der Durchschnitt der dynamischen Preise – wie in unserem Fall – exakt gleich hoch ist wie der konstante Preis.
    Das liegt im Wesentlichen daran, dass Börsenpreise das Verhältnis von Angebot und Nachfrage widerspiegeln. Sie sind dann hoch, wenn der Verbrauch hoch und die erneuerbare Erzeugung niedrig ist, und niedrig, wenn viel erneuerbare Energie eingespeist wird und die Nachfrage gering ist. Obwohl es am Strommarkt viele unterschiedliche Verbraucher und auch viel Windstromeinspeisung gibt, lässt sich fast jeden Tag ein ähnliches Muster beobachten: Mittags sind aufgrund der Photovoltaik die Preise niedrig, morgens und vor allem abends sind sie aufgrund der hohen Nachfrage hoch. Nachts ist die Nachfrage geringer und die Windstromproduktion hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie viel Strom an der Börse kostet. Haushalte, die ihren Stromverbrauch nicht an dynamische Preise anpassen, haben durch dynamische Tarife den Nachteil, dass sie tendenziell dann Strom benötigen, wenn die Preise hoch sind. Bei Prosumer-Haushalten mit eigener Solaranlage kommt hinzu, dass diese die niedrigen Preise nicht richtig ausnutzen können, da sie in Zeiten günstiger Preise meist ohnehin ihren eigenen Strom vom Dach nutzen.
  1. Orientieren sich die Haushalte aber an den dynamischen Preisen, sind vor allem durch ein geschicktes Laden von Elektrofahrzeugen deutliche Ersparnisse realisierbar. Der Rekord der Auszahlung lag bei 53,54 € in nur einer Woche, als die Börsenpreise mehrmals knapp unter null Cent lagen und der Feldtestteilnehmer genau in diesen Zeiträumen das Elektroauto geladen hatte – Glückwunsch!
  1. Eine manuelle Reaktion auf Preise ist nur für wenige Kunden eine wirkliche Option. Mit der Best Case Analyse wurde festgestellt, dass die Flexibilität technisch vorhanden ist, die deutlichesEinsparpotential bietet – gerade bei steigenden Stromkosten in der aktuellen Zeit. Allerdings ist es für die Haushalte praktisch nicht möglich oder zu aufwändig, jederzeit flexibel auf diese Preise zu reagieren und ihren Energieverbrauch „manuell“ anzupassen. Viele Feldtestteilnehmende gaben an, sich nur selten über die dynamischen Preise zu informieren.

Einfacher und effektiver sind automatisierte Lösungen, bei denen dynamische Tarife mit Energiemanagementsystemen kombiniert werden, um den Betrieb von Ladestationen, Batterien und auch Wärmepumpen kostenminimierend zu optimieren. Quantitative Analysen dazu laufen ebenfalls im Projekt SynergieQuartier.

Weitere Beiträge